ANALYSE DIGITALER BEWEISE im Strafverfahren
ANALYSE DIGITALER BEWEISE im Strafverfahren
IJAF-Kursprogramm/Webinare & Gutachtenservice
Kursprogramm/Webinare Seminare/Webinare Anklage-Konzept und digitales Beweismittelmanagement

Computer-gestützte Analyse der Anklageschrift und Beweismittel-Management

Webinar - 2,5 h

Adressatenkreis

Das Webinar richtet sich grundsätzlich an alle Strafverteidiger*innen und Analysten, die bei der Bearbeitung von Strafsachen regelmäßig mit digitalen Daten größeren Umfangs umgehen. Weitergehende digitale Kompetenz wird nicht vorausgesetzt. 

Herausforderung "Big Data" im Strafverfahren

Bei der Auswertung großer digitaler Datenmengen im Beweisverfahren entsteht regelmäßig die Situation, "den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen". Die in vielen Verfahren schieren Mengen von dazu noch heterogenen und aus verschiedenen Quellen stammenden elektronischen Daten sind ohne ein grundlegendes methodisch-analytisches Verständnis nicht mehr sinnvoll auswertbar. Wenn dann noch ein komplexer Sachverhalt bewiesen oder bestritten werden soll, ist die Unübersichtlichkeit 'perfekt'. 

Ein Grundproblem besteht zunächst darin, eine Vorstellung von den "relevanten Daten" für die jeweilige Strafsache zu entwickeln. "Relevanz" ist eine, wenn nicht die zentrale analytische Kategorie bei der Verarbeitung digitaler Beweise. Nur für die konkrete Strafsache relevante Informationen sind von Bedeutung - und müssen in Unmengen von Rohdaten gefunden und hinsichtlich ihres Beweiswertes getestet werden. 

Hervorzuheben ist dabei, dass für das hier vorgestellte Analysekonzept die Auswertung relevanter textlicher Information in den heterogenen Datenquellen im Vordergrund steht. 

Das Webinar "Computer-gestützte Anklageanalyse und BM-Management" stellt die für die Strafverteidigung notwendigen Schritte, um dieses Ziel zu erreichen, auf vier Ebenen dar.


Inhalt des Webinars: 

​» (1) "Relevanz" der digitalen Daten und Anklagetheorie
Die Auswertung umfangreicher und heterogener elektronischer Daten erfordert einen systematischen analytischen Ansatz, der es erlaubt, diese digitalen Beweise zu strukturieren und systematisch nach beweiserheblichen analytischen Fragestellungen auszuwerten.
In einem ersten Abschnitt wird das Webinar darstellen, wie sich aus Sicht der Strafverteidigung sowohl die analytischen Fragestellungen als auch die Beweismittelstruktur aus der Anklageschrift im Detail ableiten, strukturieren und in ein Analyse-Design für die weitere computer-gestützte Auswertung der Beweise umsetzen lassen, das mit den Verteidigerperspektiven (z.B. gegenteilige Annahmen - siehe (4)) ergänzt wird. Auf der Basis dieser Operationalisierung der Anklagetheorie lassen sich die geeigneten Software-Tools und Methoden der Auswertung digitaler Beweismittel differenziert bestimmen.

​» (2) Rolle der Zeugen- und Beschuldigtenaussagen für "Relevanz" und Strukturierung der Daten
Mit dem Webinar sollen nicht nur einzelne analytische Schritte zur Bestimmung relevanter Daten und der Beweismittelstruktur vorgestellt werden, sondern es wird eine Methodologie präsentiert, die es ermöglicht, auch in komplexen Fällen mit Big-Data-eEvidence immer die für die Verteidigung wesentlichen beweisrechtlichen Fragen im Auge zu behalten und über einen Ansatz zu verfügen, der geeignet ist, relevante Teile der Rohdaten zu identifizieren, aufzubereiten und zu analysieren.
In dieser analytischen Schrittfolge stellt nach der Operationalisierung der Anklageschrift die Anwendung des analytischen Modells auf Zeugen- und Beschuldigtenaussagen einen notwendigen nächsten Schritt dar.
Es wird gezeigt und demonstriert werden, wie auch zahl- und umfangreiche Vernehmungsprotokolle mit dieser Methode unter Kontrolle zu bringen sind. Dabei wird im Rahmen dieses Webinars aus Zeitgründen nur das Grundprinzip erläutert, dessen Verständnis erforderlich ist, um von hieraus den nächsten Schritt, das Beweismittel-Management, anzugehen . (Im Webinar "Konsitenzanalyse von Zeugenaussagen" wird die Technik der computer-gestützten Auswertung von Vernehmungsprotokollen im Detail vorgestellt.) 

​» (3) Digitales Beweismittelmanagement,  geeignete Software-Tools und Methoden der Auswertung
Im Ergebnis der Dekonstruktion der Anklageschrift (die regelmäßig auch bereits wertvolle Erkenntnis hinsichtlich der Qualität der Anklage erbringt und u.U. genauer erkennen lässt, ob gegen die Anforderungen aus § 200 StPO verstoßen wurde) und in Verbindung mit dem (auch vorläufigen) Auswertungsergebnis der Vernehmungsprotokolle werden Tatkomplexe und Handlungsabläufe genauer strukturiert. 
Das Webinar wird darstellen, wie sich vor diesem Hintergrund konkrete beweisrechtlich relevante analytische Fragen zu diesen spezifischen Handlungsmerkmalen entwerfen lassen, die es nunmehr erlauben, die Relevanz von digitalen Daten zu bestimmen, danach eine Datenstruktur zu entwickeln und für eine effektive Recherche vorzubereiten. 
Auf der Basis dieser Operationalisierung der Anklagetheorie und Auswertung der Vernehmungsprotokolle lassen sich die geeigneten Software-Tools und Methoden der Auswertung digitaler Beweismittel differenziert bestimmen; hier muss dann auch die Art der in das Verfahren eingebrachten digitalen Daten und ihre Struktur betrachtet werden. 

​» (4) Widerstreitende Theorien - Anklage vs. Verteidigung und relevante Daten (Trichterfigur)
Gesondert wird im Webinar in einem vierten Punkt auf die jeder Strafverteidigerin und jedem Strafverteidiger bekannte Problem der Relativität des "Relevanzkonzepts", wie es sich aus der Anklageschrift ergibt, hingewiesen. 
Es wird dargestellt, wie in der Perspektive einer "Gegentheorie" der Verteidigung neue Bereiche relevanter Daten definiert werden und welche Konsequenzen sich daraus für das Beweismittel-Management und die Datenauswertung ergeben. 
Gerade dieser Teil ist hinsichtlich möglicher Anträge interessant und wichtig, die mit Blick auf eine mögliche Revision bereits vor dem Tatsachengericht gestellt werden können. 

Welchen Mehrwert bietet das Webinar für die Strafverteidigung?

Die Teilnehmer*innen werden nach dem Webinar besser verstehen, dass und warum (nicht nur) bei komplexen Umfangsverfahren ein einfaches "Drauflosarbeiten" im Sinne von Anklage/Aktenlesen (auch digital) und soweit möglich in digitalen Daten Stöbern, am Ende nicht zielführend ist und es eines robusten analytischen Ansatzes bedarf, der im Webinar nachvollziehbar vorgestellt wurde und der eine gewisse Gewähr für ein systematisches und effektives Herangehen an die Auswertung digitaler Beweise darstellt. 

Weiterhin werden die wesentlichen Schritte auch mit Hilfe des Kursmaterials in der eigenen Praxis unmittelbar anwendbar sein.

Bei bereits vorhandener digitaler Kompetenz oder der Absicht, diese zu erwerben, rückt von hieraus die eigene weiterführende Anwendung von Software-Tools in greifbare Nähe. 


Falls Sie an Informationen zu diesem Webinar interessiert sind, schicken Sie uns bitte eine Nachricht über den nachstehenden Link mit dem Betreff "Computer-gestützte Analyse":